Narziss und Psyche Blu-ray

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Regie: Gábor Bódy Herausgeber: Claus Löser, Eszter Takács

Das Magnum Opus des legendären ungarischen Regisseurs Gábor Bódy (1946-85): Auf einer fiktiven Gedichtsammlung des Poeten Sándor Weöres (1913-89) basierend, entwarf Bódy ein an der Schwelle zur Moderne spielendes, immens komplexes Kaleidoskope aus Leidenschaft, Machtpolitik, Wissenschaft und Bildalchimie. Konsequent entzieht sich das Werk allen Zuordnungen, sprengt durch sein episches Ausmaß und den formalen Wagemut jede Vereinnahmung. In Hauptrollen brillieren als Gegenspieler die Stars Udo Kier („Narziss“) und György Cserhalmi (Freiherr von Zedlitz) sowie als „Psyche“ die spanische Darstellerin Patricia Adriani. Für das ungarische Staatsfernsehen gedreht, war der Film in Deutschland oft nur in gekürzten Fassungen zu sehen. Nach einer aufwändigen Rekonstruktion durch Kameramann István Hildebrandt erscheint jetzt „Narziss und Psyche“ in nie gesehener Qualität erstmals mit deutschen Untertiteln!

Inhaltsübersicht

Teil 1:
Jahre in Hegyalja
Besuch in Bányácska
Zwei Nächte
Narziss im Rhédey-Schloß
Krankheiten
Narziss in Eger
Österreich / Freiherr von Zedlitz
Liebe und Krieg
Pest-Buda
Das Bild der Wahrheit
Psyche wird operiert

Teil II:
Pest Buda / Pferderennbahn
Pressburg
Kasino
Ständetag
Heißluftballon / Theater
Niedergang der Opposition
Gasthof an der Grenze
Psyche als Schneiderin
Spiegel
Der große Ball

Teil III:
Kramow
Bergmännerkolonie
Brief von Narziss
Wien
Sternenhimmel / Theatervertrag
Kramow, Südamerika, Wien
Budapest
Tod von Narziss
Zedlitz-Schloss
Ball und Körpertheater
Morgendämmerung
Das Grab von Psyche

Credits

Darsteller: Udo Kier, Patricia Adriani, György Cserhalmi
Herausgeber: Claus Löser, Eszter Takács
Kamera: István Hildebrandt
Regie: Gábor Bódy

Produktionsland: Ungarn
Produktionsjahr: 1980

Pressestimmen

“NARZISS UND PSYCHE ist, wegen der Fülle seiner Andeutungen und der zwischen Kitsch und Erstaunen machenden optischen Erfindungen bedenkenlos freizügig changierenden Phantasmen und visionären Exaltationen vor allem eine sinnlich fesselnde, ungebärdige essayistische Explosion.“ Frankfurter Rundschau

„1977 trat Bódy in die Leitung der Béla-Balázs-Studios ein, wenig später wurde er Chef der Experimental-Abteilung der Mafilm, der staatlichen Filmgesellschaft. Nun verfügt er über fast unbegrenzte Mittel, und er nutzt sie: Narziss und Psyche ist ein in Aufwand und Ausmaß grandioses, ursprünglich siebenstündiges Epos, das unter dem doppelten Vorwand, eine unglückliche Liebesgeschichte zu erzählen und einen Eilmarsch durch die ungarische Geschichte von 1795 bis in die dreißiger Jahre dieses Jahrhunderts hinein zu absolvieren, die Fülle der visionären Möglichkeiten des Kinos vor uns ausbreitet. Jede neue Szene funktioniert wie eine Wundertüte, aus der uns noch unerhörtere, noch verrücktere Einfälle entgegenpurzeln; zweieinviertel Stunden lang taucht Bódy unsere Sinne in ein Wechselbad rasender Fahrten und exquisiter Tableaus, Tänze in Slow Motion und Wolken, die im Zeitraffer über den Himmel sausen, abgetönter Pastell- und greller Kunstfarben.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung

„Freilich ist die Handlung weder bloßer Anlass für filmsprachliche Experimente, noch dienen diese lediglich einer effektvollen und sicherlich fragwürdigen Überhöhung einer ‚Liebesgeschichte‘. Vielmehr machen die perfekten, erfindungsreichen und oft visionären Bilder in ihrer unauslotbaren visuellen Vielschichtigkeit die Geschichte, in deren Verlauf von 120 Jahren die Figuren nicht altern, zum Drama unserer ‚versengten Vergangenheit‘, der Aufklärung und des technisch-rationalen Zeitalters. Sie erzählen von erlittenem Größenwahn, dem poetisch verklärten Streben der Wissenschaft nach einem ‚Himmel, der nur sich selbst liebt‘; sie erzählen von einer stürmischen, kreativen Sinnlichkeit, die daran zerbricht und vereinnahmt wird von der bürgerlichen Technokratie des Machbaren, in der sie langsam zugrunde geht; sie erzählen vom Heißlaufen des Größenwahns bis zum Faschismus in der Verzweiflung über diese ‚Ehe‘. Als Psyche in einer ausgehöhlten Zeit nach dem ersten Weltkrieg stirbt, ist sie eigentlich schon längst tot. Nur der Epilog des Films lässt offen, ob sie je wirklich gestorben ist, und das heißt wohl – ob wir noch eine Chance haben.“ die tageszeitung

“Bódy erzählt nicht nur eine Liebesgeschichte. „Narziss und Psyche“ ist zugleich eine Abhandlung sowohl über die Philosophie als auch über die Medizin und die Geschichte Europas. In seiner Vision umfasst die Liebesgeschichte das übermenschliche Zeitmaß von nahezu 150 Jahren, Erzsébet wird 1795 geboren und stirbt am Vorabend des Zweiten Weltkriegs. Sie durchläuft nicht nur verschiedene Orte und Zeiten, sondern sieht sich auch in unterschiedliche Frauenrollen gepresst. Von einer Zigeunertochter wird sie zu einer Adeligen, sie muss Wien verlassen, schließt sich einem oppositionellen Pressburger Verein an, schleust sich als Mann verkleidet in den ungarischen Ständetag, verliert ihr Neugeborenes, lebt als arme Schneiderin in Kaschau und heiratet schließlich den Freiherrn von Zedlitz, von dessen Pferden sie am Ende überrannt wird.
„Narziss und Psyche“ zeigt keine schönen Bilder, die vor einem „bösen Fortschritt“ bewahren könnten. Durch die verschiedenen Verfahren wie Pseudo-Solarisation, Stanzen oder elektronisch verzerrte Stimmen werden die weiten Landschaften irrealisiert; der Welt wohnt plötzlich für alle sichtbar etwas Abstoßendes inne. Weder für Narziss noch für Psyche gibt es einen Ausweg.
Hinter der Durchbrechung der filmgeschichtlichen Tradition durch die Vermischung wissenschaftlicher und ästhetischer Verfahren steht eine ästhetisch-avantgardistische Konzeption, die dem technischen Fortschritt mit schockierend neuen, die Tradition durchbrechenden Bildern entgegentritt und die mit der nicht linearen Überlieferungsgeschichte passend einherzugehen scheint.
Auf DVD ist jetzt die rekonstruierte und restaurierte Fernsehfassung erschienen, die in drei Teilen die Jahrhundertgeschichte erzählt. Dass sich die Editoren für diese Version und dieses Format entschieden haben, hätte Bódy, der das individuelle Fernseh- und Video-Schauen dem Kino stets vorzog, sicher gefallen. Erst so kann der Zuschauer den sinnverwirrenden Bildrausch hinter sich lassen und die Bilder in ihrer Organisation ernst nehmen.” Film-Dienst

“So unkonventionell wie möglich wird hier die Liebesbeziehung zwischen einer Dichterin (Psyche), einem Dichter und Pfarrerssohn (Narziss) und einem preußischen Adligen (Maximilian Freiherr von Zedlitz) über einen Zeitraum von 150 Jahren erzählt. Da es sich bei dem Film aber nicht um Realfiktion, sondern um ein experimentelles Spiel handelt, hat dies keine wirkliche Bedeutung. Neben den Bildern ist vor allem die Besetzung wichtig: Udo Kier spielt Narziss, die spanische Darstellerin Patricia Adriani die Dichterin Psyche und der ungarische Schauspieler György Cserhalmi den Freiherrn von Zedlitz. Man kann bei NARZISS UND PSYCHE durchaus von visionärer Filmkunst sprechen.” HH Prinzler

“Ein Meilenstein des Kinos, das lediglich schlichte Gemüter in die Schachtel Experimentalfilm ablegen. Magischer Realismus trifft es besser. Aber auch aus dieser Perspektive macht Gabor Bódy es keinem leicht. In elliptischen, auch schon mal abrupt abbrechenden Bögen, erzählt er ein Dreiecks Drama über 120 Jahre hinweg. Erszébet, aufgezogen von einem Grafen, angebliche Tochter eines Zigeuners und Dichterin, zieht durch das 19. Jahrhundert, liebt den Poeten László Tóth, der an Syphilis leidet (weshalb er Sex verweigert), und lebt ein lockeres Leben. Dafür landet sie im Kloster, aus dem sie Baron Zeidlitz befreit. Das klassische Geschlechterspiel Frau zwischen zwei Männern wird alles andere als traditionell betrieben, stattdessen mit einem Feuerwerk an sinnlichen Bildeinfällen gemalt. Da öffnet sich im Parlament die Decke über dem weiten Tagungssaal und zeigt einen Himmel der Hoffnung. Da werden Landschaften und Innenräume zu romantischen Tableaux.
„Narziss und Psyche“ ist Romanze und Tragödie, wuchtiges Drama und lyrischer Erguss. Ein ornamentales Barockspiel mit den Eigenarten von Mann und Frau, Körper und Geist, Realität und Ideal….” Leipziger Volkszeitung

“Der Film „Narziss und Psyche“ (1980) des ungarischen Regisseurs Gábor Bódy ist ein fantastisches Geflecht, magisch und unheimlich wie ein tiefer Wald, den es seit Urzeiten gibt.
Bódys vierstündiges Epos erzählt auch vom Heraustreten aus diesem Wald, hinein in das, was sich Moderne nennt.” TAZ

“Zusammen mit seinem Kameramann István Hildebrandt schafft Bódy betörende wie auch verstörende Bilder – eine so sinnliche wie auch geschmackvolle Beischlafszene wie hier hatte man zuvor noch nie gesehen. Hildebrandt ist es auch entscheidend zu verdanken, dass das über vierstündige Filmwerk nun in einer restaurierten Fassung vorliegt und seine Faszination neu entfalten kann.” Das Blättchen

Auszeichnungen

Cannes Filmfestival: Quinzaine des Réalizateurs
Internationales Filmfestival von Locarno: Bronzener Leopard
Festival Internacional de Cinema da Figueira da Foz: C.I.D.A.L.C.-Preis
Spielfilmfestival Budapest: Sonderpreis für Regie

 

FSK: Infoprogramm

Länge: 261
Bild: PAL, Farbe, 16:9
Ton: Dolby Stereo
Sprache: ungarisch, deutsch, englisch, slowakisch, polnisch und ungarisches Romani
Untertitel: deutsche Untertitel, englische Untertitel
Regionalcode: codefree

Rubrik: Spielfilm
Genre: Drama

 

 

 

 


Dieser Artikel wurde am Montag 26 Februar, 2024 im Shop aufgenommen.

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