Clara Haskil war Zeit ihres Lebens eine sensible, einfühlende und intelligente Pianistin von großer Ausdruckskraft. Dabei war ihr gleichzeitig eine besondere Bescheidenheit eigen: Sie vermochte sich den Komponisten, deren Werke sie musizierte, wie auch ihren Kammermusik-Partnern in der Weise unterzuordnen, dass sie sich nie selbst in den Mittelpunkt stellte, sondern in erster Linie der Musik dienen wollte. Clara Haskil galt als große Mozart-Pianistin (siehe CD 1 bis 3), aber sie hinterließ auch wichtige Spuren in der Interpretation von Werken Beethovens, Brahms’, Schuberts und Schumanns. Im Duett spielte sie gern mit Partnern wie Pau Casals, George Enescu, Géza Anda oder besonders Arthur Grumiaux, mit dem sie sämtliche Violinsonaten von Beethoven aufnahm. Diese Aufnahme präsentiert ein paar Kostproben der Duo-Einspielungen. Sir Charles Spencer (»Charlie«) Chaplin, Multitalent als Regisseur, Schauspieler und Musiker, bemerkt im Zusammenhang mit der Entstehung seiner Autobiographie »Die Geschichte meines Lebens« (1964) zu Clara Haskil, die er sehr verehrte: »Oft spiele ich die Schallplatten, die noch kurz vor ihrem Tode aufgenommen wurden. Bevor ich damit begann, dieses Manuskript zum sechsten Mal umzuschreiben, legte ich Beethovens Klavierkonzert Nr. 3 mit Clara Haskil am Flügel und Markevitch als Dirigenten auf. Für mich ist das eine so große Annäherung an die Wahrheit, wie es ein Kunstwerk nur sein kann, und es ist mir immer wieder eine Quelle der Ermutigung gewesen, dieses Buch zu beenden«. (Das von Chaplin hier genannte Beethoven-Konzert ist auf der CD 4 unserer Einspielung zu hören). Zum Gedenken an Clara Haskil findet seit 1963 der Internationale Clara-Haskil-Klavierwettbewerb (Concours international de piano Clara Haskil) alle zwei Jahre in der Schweiz statt – bis 1969 in Luzern, dann bis heute in Vevey am Genfersee, wo die Pianistin von 1942 bis zu ihrem Tod lebte.
»Die von einem körperlichen Leiden, dem sie tapfer widerstand, gezeichnete Künstlerin war, mit aller Ehrfurcht sei’s gesagt, eingeschlossen in das Gefängnis ihrer Hinfälligkeit. Höchst konzentriert, fast weltabgewandt, so stellte Clara Haskil mit hoher Reinheit und Kunst alle diejenigen Werke der Klassik und Romantik dar, denen sie physisch gewachsen war.« (Joachim Kaiser)